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Joachim Holz

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Pfälzischer Merkur 19.08.2008

Von Peter Fromann

 

Wie der Sägefisch zu seiner Säge kommt

 

Zwei Künstler, zwei Welten: Ausstellung im Zweibrücker Rinckenhof in stimmungsvollem Ambiente.

Der über der Zweibrücker Fachhochschule gelegene Rinckenhof hat als Ort für Kunstausstellungen längst einen Namen. Noch bis zum 31. August präsentieren dort die beiden Künstler Volker Bockius und Joachim Holz ihre Werke.

Der Rinckenhof wurde in mehreren Jahren zu einem rustikal stimmungsvollen Enseble um- und ausgebaut, in das sich Kunstausstellungen wunderbar einfügen. Jürgen Rinck, selbst Künstler, kennt naturgemäß viele Künstler und weiß so die einzuladen, die in das Konzept passen.

 

Joachim Holz, 1966 geboren, Grafik-Designer, Illustrator und Bildender Künstler, hat für sich neben anderem das Material Bitumen und die Austauschbarkeit gestückelter Bildelemente entdeckt. Jedenfalls beschäftigt sich die Ausstellung mit derartigen Arbeiten. So besteht das Werk „Wie man in den Wald hineinruft“ aus 40 x 40 Zentimeter großen Quadraten, die beliebig austauschbar sind, jedes mit Bitumen und Pigmenten geformten, greifbar nahen, entlaubten Bäumen, Stämmen und Geäst. Auf einem ein Mann mit einem Sprachrohr. Eine beeindruckende Arbeit. Bitumen und Pigment schaffen rauhe Oberflächen, spiegelnde oder matte, angedeutet dreidimensionale, dem Verfall preisgegebene, eben das ewig Werden und Vergehen symbolisierend. Auch Tierkreiszeichen in gleicher Technik entziehen das Leben so dem Einfluss des Himmels, belassen die Zeichen selbst aber stark als Kunstwerk. In anderen Arbeiten sonnen sich Engel in ihrer nackten Weiblichkeit, entengeln sich so oder definieren sich neu. Joachim Holz, ein Künstler mit unverstelltem Blick auf die Welt, auf der Suche nach Untiefen.

 

Volker Bockius, 1960 geboren, ist freier Architekt, liebt Fische. Er seziert sie mit scharfem Blick, nimmt sie beim Wort: Ein Sägefisch bekommt eine echte Säge verpasst, ein Hammerhai einen Hammer, Gräten aus Draht, Gestalt aus Holz oder flächig mit Farbe, als Skulptur, als Objekt, figural oder irgendwie, oft aus gefundenem, längst abgelegten Material, aus Treibholz oder alten Kisten. Den Dingen der Welt einen neuen Sinn und Zweck unterlegen. Aus dem Meer stammt alles Leben. Doch bald ist es leergefischt. Dann werden die Arbeiten von Bockius, wunderbar vielseitig, das Verlorene dich, aber nicht ohne Humor, dokumentieren. Übrigens jetzt auch schon!

 

 

Joachim Holz im Eisenturm

Vom 02.10.2007

Von Clara Marie Wörsdörfer

 

Der Künstler Joachim Holz hat für seine Ausstellung den vom Kunstverein Eisenturm vorgegebenen Reihentitel übernommen: Unter dem Motto "Intermezzo" konnten Besucher ein Wochenende lang einen facettenreichen, ansprechenden Querschnitt aus dem Werk des Mainzer Künstlers im Eisenturm kennenlernen.

Mit Tafelbildern, Zeichnungen und Videoinstallationen bespielte Joachim Holz die alten Gemäuer des Eisenturms auf abwechslungsreiche Weise. Räumlich und thematisch standen dabei Variationen zum Motiv "Bäume" im Mittelpunkt.

Ausgehend von der kleinsten Gruppe, nämlich drei Bäumen - inspiriert wurde Holz hierzu von einem Rembrandt-Stich – entfaltet der Künstler in goldenen Farben seine Waldlandschaften, spielt mit den Beziehungen zwischen Farbe und Form, Fläche und Linie. Er findet Gefallen an dem spielerischen Moment künstlerischen Schaffens. Dies deutet auch sein zeichnerisches Werk an. Im Gegensatz zur langwierigen Technik seiner Tafelbilder atmen seine Tuschzeichnungen Leichtigkeit und Luftigkeit.

Das unauffällige und bloß 30 mal 40 Zentimeter große Werk "Fenster zum Hof" ist ein gelungenes Spiel von zarten bronzefarbenen und grünen Farbflächen mit der kräftigen Tuschlinie, die das Brustbild eines Mannes zeichnet. Durch aufgesprühtes Wasser verläuft die Tusche ein wenig, verschmilzt mit dem Büttenpapier, wodurch erneut ein feines Miteinander von Linie und Fläche entsteht.

Nicht zuletzt ist Humor ein wichtiger Bestandteil der Arbeiten von Joachim Holz - seien es die drei "Schamdreiecke" in, wie Holz sagt, "schwarz, rot, blond" oder seine recht eindeutige Zeichnung mit dem Titel "Rauchen macht impotent" und einem Kreuz an der entsprechenden Stelle.

Das Zwischenspiel im Eisenturm, welches Holz selbst gerne als "humorige Einlage" bezeichnet, wird entschieden bereichert durch den Vernissage-Auftritt der Sängerin Silvia Sauer. Unter dem Titel "Stimme pur" ließ sie mit avantgardistischen, lyrischen und lautmalerischen Tönen aufhorchen, versetzte das Publikum in regelrechtes Erstaunen und brachte mit ihrer Musik-Darbietung den Ausstellungsraum auf schöne Weise buchstäblich zum Klingen.

 

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Streifzug durch Baumarkt und Meer

Joachim Holz und Volker Bockius zeigen experimentelle Kunst in Budenheimer Pankratiuskirche

21. 05. 2007 von Oliver Kreft

 

BUDENHEIM "Von Bäumen und Fischen" lautet der Titel einer Ausstellung mit Werken der Ingelheimer Künstler Joachim Holz und Volker Bockius, die jetzt eröffnet wurde und bis zum 27. Mai in der Pankratiuskirche in Budenheim zu sehen ist.

"Öl auf Leinwand", das ist ohne Zweifel eine der Techniken, die zur Malerei dazugehört wie das Salz in der Suppe. Anders verhält es sich da wohl mit "Acryl auf Obstkiste", zu sehen bei Volker Bockius, der eigentlich freier Architekt ist. Und genau das beeindruckt bei seinen Bildern und Objekten. Bockius setzt sich über Konventionen hinweg, neigt zum Experimentellen.

 

Sägeblatt im Rücken

"Nature more cocos", so lautet beispielsweise der Titel eines Werkes, bei dem gleich sechs Rückseiten von Obstkisten einer neuen Bestimmung zugeführt wurden. Komplett weiß übertüncht hat Bockius einen in Papier eingewickelten Fisch in der unteren Bildecke platziert, daneben Knoblauch, eine Zwiebel und anderes Gemüse - das perfekte Stillleben.

Seinen Hang zum Experimentellen beweist der Autodidakt aber auch bei verschiedenen Objekten, die größtenteils Fische verkörpern. Zumeist sind es scheinbar wertlose Gegenstände und Fundstücke wie etwa ans Ufer gespültes, verwachsenes Holz, die seinen Fischen Gestalt geben. Einer sieht aus wie ein riesiger Pottwal, ein anderer, das verrät der Name, ist ein "Sägemalin", dem ein Sägeblatt im Holzrücken steckt. Und dann gibt es da auch noch den faszinierenden Tiefseeanglerfisch, der aus einer Boccia-Kugel besteht. "Man kann sich eigentlich nichts ausdenken, was es unter Wasser nicht schon gibt", bringt Bockius seine Faszination für die Unterwasserwelt zum Ausdruck.

 

Während Bockius dem Gegenständlichen und Plastischen verhaftet ist, liebt Joachim Holz das Spiel mit der Abstraktion. Inspiriert von Rembrandts Radierung "Three Trees", auf der eine Gruppe von drei Bäumen zu sehen ist, widmet er sich seit geraumer Zeit der Darstellung von Bäumen. Abstrakte Verwachsungen geben seiner Malerei Gestalt und strukturieren den Bildraum durch Linien und Flächen.

 

Kunst aus Bitumen

Der freischaffende Grafikdesigner nennt es mit einem Augenzwinkern "Baumarktkunst", denn zu seinen bevorzugten Materialien zählt Bitumen. Gerade dieser bei der Verdichtung verwendete Baustoff eigne sich hervorragend für seine Zwecke, erläutert Holz: "Bitumen wirkt reliefartig, wenn man es mit dem Spachtel bearbeitet." Es entstünden bröckelige Strukturen, eine Art Patina. Bis zu sieben Schichten trage er auf und dadurch erhalte er einzigartige Texturen.

Über 100 Besucher verzeichnete übrigens die Ausstellungseröffnung mit musikalischer Begleitung durch Saxophonistin Ilse Schrör und Kontrabassistin Lindy Huppertsberg.

 

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Mittwoch, 23. August 2006, Allgemeine Zeitung Mainz

Werke von Joachim Holz

 

sb. Eigentlich ist der gebürtige Mainzer Joachim Holz diplomierter Kommunikationsdesigner. Zugleich ist er jedoch bereits seit über 20 Jahren auch als freier Künstler tätig. Einmal im Jahr öffnet er die Türen seiner privaten Atelier- und Galerieräume, um eine Auswahl seiner Werke zu präsentieren. Die Atmosphäre ist privat, denn die vier kleinen Ausstellungsräume gehören mit zum Wohnhaus. Auf diesem anheimelnden Terrain zeigt Holz rund 30 Bilder, die sich in zwei Gruppen teilen lassen.

Zunächst sind da Gemälde, farbig und eher großformatig, mit einem Reliefuntergrund aus Bitumen. Auf und mit dieser dreidimensionalen Basis – häufig wie vom Zahnspachtel gezogene Rillen – entwickelt sich das Zusammenspiel der Farben verschiedenartig, sei es im abstrakt springenden Craquele von „Anschluss verpasst“ und „Datensicherung" oder in der brillant glänzenden Brechung der Farben am Relief von "7 trumpets". Nur weniges ist gänzlich abstrakt. Ein kleineres Werk mit dem Titel „Wer wird denn gleich die Flügel hängen lassen?" überzeugt besonders – auf kühl grundiertem Bitumen-Relief die helle Silhouette einer Figur mit hängenden Armen, der Farbauftrag gesprenkelt puderig, die Wirkung erstaunlich.

Holz' zweite Werkgruppe besteht aus Tuschezeichnungen, deren breiter, karikierender Strich zerfasert und pilzgeflechtartige Verwachsungen ausbildet, die weit über schlichte Nass-Technik hinausgehen. Wirken die kleinen, sparsam kolorierten Zeichnungen eher illustrativ, so zeigen sich die puristischen Großformate, beispielsweise die Dreierserie „Musiker", gleichermaßen sympathisch im Sujet wie faszinierend im Stil.

 

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Feuilleton Allgemeine Zeitung Mainz, 22. 10. 2005

Schirm im Wiegeschritt

Joachim Holz stellt „Figur:grund" in der Reihe KunstBlitz aus

Von Claudia Fuchs

 

Wie soll man das nun nennen: Mehrschichtig? Tiefgründig? Anlass zum Nachdenken und Hinschauen bieten die Bilder von Joachim Holz, die jetzt in der Reihe „KunstBlitz“ unter dem Titel: „Figur:grund" im ehemaligen Rex-Kino zu sehen sind auf jeden Fall.

Der Reliefcharakter fällt ins Auge bei den Arbeiten des studierten Kommunikationsdesigners, der 1966 in Mainz geboren wurde und hier als freier GrafikDesigner und Künstler lebt. Joachim Holz bringt Bitumen, Pigment- und Ölfarben in mehrschichtigen Aufträgen so auf das Papier, dass die Farben matt und dennoch intensiv leuchten. Dieser natürlich wirkende Effekt kommt besonders gut in zwei Bildern zum Thema „Herbst" zur Geltung, auf denen goldene Sichelformen wie tanzendes Herbstlaub auf orangefarbenem oder tiefrotem Grund durch die Luft schweben. Die Schwerelosigkeit in der Bewegung fängt Holz auch mit wenigen Strichen bei seinen Figurenstudien ein. Wie bei den Figuren in Felszeichnungen ergänzen sich in „music“ und „theatre" lose verbundene Dreiecke zum Umriss eines Körpers oder ein pilzhutartiger Schirm mutiert zum Oberkörper im Wiegeschritt. Bei den Tuschezeichnungen auf Büttenpapier stellen die wie rasch hingeworfen wirkenden kleinen Alltagsskizzen und größeren Musikerporträts auch mit nur angedeuteten Strichen und Linien deutliche Beziehungen zwischen dem Menschen und den Dingen seiner Umgebung her. Der Pianist mit winzigem Kopf führt eine überdimensional große Hand zum Flügel und in einem anderen Bild ähneln die Finger des Musikers Trommelschlegeln, die er mit konzentrierter Aufmerksamkeit zu den Becken führt. Mensch und Instrument, so meint man, auf dem Weg zusammenzuwachsen. „Cuba ohne libre" hat Holz die leicht nach vorne geneigte Gestalt auf einem Barhocker genannt, die vor mehreren Gläsern sitzt und dort auch schon länger zu sitzen scheint. In manchen Tuschezeichnungen hat der Künstler kleine Geschichten versteckt, die durch humorvoll-anspielungsreiche Titel zum Weiterspinnen anregen. Es wird also nicht nur der Sinn fürs Sehen angesprochen in dieser Ausstellung.

 

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August 2005, Allgemeine Zeitung Mainz

Im Haus von Holz wohnen auch Engel

Von Julia Nemetschek

 

HECHTSHEIM Engel die Drachen steigen lassen und Engel mit hängenden Flügeln, lchlandschaften und fliegende Amöben sind in der Morschstraße 29 zu sehen. Der freischaffende Künstler und Grafikdesigner Joachim Holz lud zum Hoffest ein, verbunden mit einer Atelierausstellung. Mehrere Räume im Einfamilienhaus von Holz, wurden dazu als Galerieräume umfunktioniert und sind nach Terminabsprache auch noch in den nächsten vier Wochen öffentlich zugänglich. Malereien, Zeichnungen und Objekte haben häufig Engel oder Landschaften als Motiv, während die skizzenhaften Bleistift-, Aquarell- und Tuschezeichnungen Situationsberichte aus dem Alltag und Reiseerinnerungen wie zum Beispiel Autopannen oder Skiurlaub zum Thema haben.

Oft stehen humorvolle Titel einer gewissen Spiritualität im Bild gegenüber. „Wer wird denn gleich die Flügel hängen lassen?", heißt beispielsweise eine Malerei mit einem goldenen Engel auf blauem Grund. Dabei eröffnen die Titel dem Betrachter weitere Ebenen der Anschauung: Landschaften sind als „Selbstporträts“ und „Ichlandschaft" bezeichnet, eine Malerei mit zwei Fischen trägt den Titel „Du“. In den stark stilisierten Gemälden arbeitet der Diplom-Illustrator und Kommunikationsdesigner mit monochromen Farbflächen, die aneinandergesetzt und durch schwarze Umrisslinien voneinander getrennt sind und so Hintergrund und Vordergrund, Raum und Figur voneinander absetzen. Besondere Bedeutung kommt der Oberflächenstruktur zu, die Holz durch eine eigens entwickelte Technik aus geschichtetem Bitumen, Öl und Pigment, herausarbeitet.

 

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Samstag, 26. Oktober 1996, Feuilleton Allgemeine Zeitung Mainz

Der Kreislauf der Dinge

„Arthouse'' -Ausstellung in Ingelheim mit 40 Künstlern

Von ULRIKE STEFFENS

 

„Entstehen ... Vergehen ... ": Das Thema der diesjährigen „Arthouse“Ausstellung im Alten Rathaus und in der Saalkirche in Nieder-Ingelheim konfrontiert die Künstler mit einem uralten Motiv der Kunst. In Ingelheim ist es zur Tradition geworden, daß die Gestaltung der Räume in Gemeinschaftsarbeit entsteht. Die Werke nehmen als Ergebnis des intensiven Dialogs innerhalb der Künstlerteams ·aufeinander Bezug, so daß der Besucher aufgefordert ist, nicht nur die Auseinandersetzung mit der einzelnen Arbeit zu suchen, sondern der Genese der Ensembles nachzuspüren. Für viele der 40 Künstler aus Hessen und Rheinland-Pfalz stand der natürliche Kreislauf von Wachstum und Vergänglichkeit im Mittelpunkt ihres Interesses. Harmonisch fügen sich meist die Einzelschritte zu einer Ordnung zusammen: Das Korn wächst, stirbt ab, verwest und bereichert die Qualität des Bodens, um neue Pflanzen hervorzubringen (Joachim Holz). Aus der Erde wachsen Holzstämme, aus Holzstämmen werden Kisten, aus Kisten Abfallholz, aus Abfallholz Asche, und die Asche kommt zurück in die Erde. Bis fast zum Dach rankt sich die Holz-Installation von Catrin Gawer an der Fassade hoch und setzt sich im Treppenhaus mit immer fragiler werdenden Kisten fort, so daß der Zusammenhang zu den. Vergänglichkeitsmechanismen der Natur immer offensichtlicher wird: Feuer und Wasser, symbolisiert durch die Fackelträger und Wasserspender von Rainer Ankenbrand, Absterben und Versteinerung durch die schneckenhausförmigen Kalksteinspiralen von Johannes Braum. Das Werden und Sterben des Menschen steht bei vielen Arbeiten im Vordergrund: In einer siebenteiligen Bildfolge tritt aus dem Nichts immer deutlicher der Mensch hervor, bis er am Ende im völligen Dunkel verschwindet (Christian Kappertz). Für Rolf A. Burkart und K.-R. Domidian Hundefänger gleicht der Lebensweg dem Gang durch ein aus Naturmaterialien und bemalter Papierbespannung gebauten Zelt: Klein muß man sich machen, wenn man den Weg antritt, in der Mitte eröffnen sich Horizonte, am Ende steht ein dunkler Flur, ein Weg ohne Wiederkehr. Irritationen und Trugbilder bestimmen die „Phänomenologie des Spiegels“ von Mehmet Ucar.

Obwohl die Vergänglichkeit von Materialien immer wieder anklingt, hat sich kein Künstler mit dem Problem des ungewollt langsamen Vergehens und des Wiedereingliederns in den Kreislauf der Natur befaßt: Stoffe, die von Industrie und Chemie erfunden werden, für deren Vergehen aber das Rezept fehlt. „Entstehen ... Vergehen ... " – in den vergangenen zehn Jahren hat sich „Arthouse" als Experimentierfeld für junge Kunst fest in der Region etabliert, · doch nun denken die Initiatoren aufgrund des immer stärker werdenden finanziellen Drucks ans Aufhören. Schade, wenn es wirklich so weit käme. Denn die langjährige Erfahrung im Miteinander zwischen Organisatoren und Künstlern hat Früchte getragen. Drohte sich das Konzept der ersten Jahre manchmal im Kleinteiligen zu verlieren, so wuchs mit der Erfahrung der Überblick, mit dem Überblick die Durchschaubarkeit für den Besucher.

 

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11. 10. 1996, Allgemeine Zeitung Mainz

Weiße Mäuse auf einer Matratze

Joachim Holz' eigenwillige Ausstellung in der Galerie Walpodenstraße

VON DIANA RUDNITZKI

 

Die Besucher der Galerie „Walpodenstraße 21" müssen nicht lange nach den Ausstellungsräumen suchen. Es gilt nur, den weißen Mäusen zu folgen, die auf den Treppenstufen sitzen. Diese kleinen Tiere scheinen den Mainzer Künstler Joachim Holz stark zu inspirieren. Seine „Mäusehimmel" -Installation besteht aus einer aufgerissenen rosafarbenen Matratze, über die im Halbkreis ein leiterähnlicher Bogen führt. Weiße Speckmäuse wandern über die Sprossen, und auf dem Boden liegt eine „echte" tote Maus. „Schluß des Vorhergehenden“ lautet der Titel der Ausstellung und verweist besonders auf die an Flann O'Brians Roman „In SchwimmenZwei-Vögel" angelehnten Illustrationen. Im Buch dokumentiert diese Formulierung das Ende jedes Kapitels. Um den Zusammenhang auch für Besucher herzustellen, die den Roman nicht kennen, steht neben jeder Bildreihe ein Zitat. „Wenn alles nur schiefgeht, egal, was man macht, und gar nichts zu klappen mehr scheint, wenn's Leben so schwarz wie die Stunde der Nacht, ist ein Porter dein einziger Freund." Auf dem zugehörigen Bild sieht man eine Kneipenszene, in der einsame Männer in einer Reihe nebeneinandersitzen und ihre gegenüber aufgestellten Bierflaschen anstarren. Der andere Teil der Ausstellung lebt von Stimmungen, welche durch die sphärisch bis gruselig wirkende Toninstallation Peter Schleutners noch verstärkt werden. Großformatige Bilder streifen den thematisch komplexen Kreislauf von Leben, Warten und Tod. Auf dem Bild „Schlachter / Warten auf ... " sieht man mehrere kraftvoll gezeichnete Stiere, die ein weißes Kreuz in die Flanke gebrannt haben und scheinbar unberührt in den Hintergrund schauen. Dunkle Rottöne dominieren diese Darstellung und lassen dem Betrachter Spielraum zu eigenen Assoziationen. Joachim Holz verwendet auch Materialien wie Federn, Papier, Rauhputz und Bitumen. Viele Bilder und Objekte des Mainzer Künstlers überraschen durch ihre gestalterische und inhaltliche Vielschichtigkeit. Ein Besucher brachte die Wirkung der Arbeiten für sich auf den Punkt: „Weiße Mäuse sind grau, graue Katzen sind weiß, und das Leben ist rechteckig."

 

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FRITZ 1996

Oliver Nieder

Schluß des Vorhergehenden

 

Über die etablierten wird genug geschrieben: Seit einem halben Jahr trifft sich in den Gewölben der Mainzer Galerie „Walpodenstraße 11“ der geheimtipverdächtige Künstlernachwuchs. Oliver Nieder hat eines der Exemplare - Joachim Holz - in seinem Atelier besucht. Im Oktober präsentiert in der Galerie „Walpodenstraße 21" der Mainzer Künstler und Illustrator Joachim Holz seinen Zyklus zum Hauptwerk der irischen Schriftsteller-Legende Flann O' Brian: „In Schwimmen-Zwei-Vögel." 24 Illustrationen bilden den Kern der Ausstellung, die vor wenigen Tagen ihre Vernissage erlebte. Titel der Präsentation: „Schluß des Vorhergehenden“ - ein Zitat aus dem O' Brian Werk.

„Es ist die Aufforderung an die Besucher, die Welt draußen zurückzulassen und ihre Gedanken für neue Eindrücke freizumachen“, erklärt Holz. Ein Anspruch, der in den Kellerräumen der Galerie nicht die schlechtesten Chancen hat.

So surrealistisch die Texte des 1966 verstorbenen irischen Romanschreibers, so emotional die Umsetzung des Mainzers. Rot, rot und nochmals rot durchzieht die mit Öl auf Leinwand geschaffenen Tafelbilder; zusätzliche Materialien wie Federn, Papier oder Rauhputz verleihen einigen Werken eine fast beängstigende Lebendigkeit. „Rot ist dominierend, rot ist blutig, rot ist leidenschaftlich“, erklärt der 30jährige, der seit vier Jahren bundesweit ausstellt und auch in Südosteuropa bereits präsent war. Für seine aktuelle Präsentation setzt Holz auf multimediale Zusammenarbeit. Peter Schleutner, Frontmann der Hardrock-Formation PIT, hat für die Ausstellung eine Toninstallation in Gang gesetzt. Mit Hilfe eines Fahrstuhlschachts wird eine Diashow über zwei Räume hinweg weitere Aspekte des Themas „beleuchten“.

 

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Allgemeine Zeitung Mainz 1995

Beim Blättern riecht man Orangenscheiben

Bunt und abwechslungsreich: Kommunikationsdesigner stellen ihre Diplomarbeiten aus

VON ROLAND FURCH

 

MAINZ. Das Plakat besteht aus bunten Streifen, und genauso abwechslungsreich ist, was sich dahinter verbirgt. Mit der Ausstellung von Diplomarbeiten· der Kommunikationsdesigner

im Frankfurter Hof wolle die Fachhochschule 1 einen Farbtupfer ins kulturelle Leben der Stadt Mainz einbringen, versprach Professor Jörg Osterspey einführend. Er gratulierte den Absolventen

zur Berufswahl: „Es gibt keinen schöneren Beruf." Seinen jungen Kollegen wünschte er „hohe Moral“ und „Tapferkeit", denn oft müsse man Eingriffe in die künstlerische Unabhängigkeit ertragen.

Aber das Studium verspricht Erfolg: Kulturdezernent Dr. Anton Maria Keim erinnerte daran, daß Logo, Programmheft und Plakate des Frankfurter Hofs von einer Diplomandin der Fachhochschule gestaltet wurden. Die ausgestellten Arbeiten beruhen auf ganz unterschiedlichen Ideen und geben einen Überblick über das weite Tätigkeitsfeld der Kommunikationsdesigner. „Im Hauptstudium entscheidet man sich für eine Spezialdisziplin", erklärt Kai Schmidt, der sein Diplom für einen Dokumentarfilm über Pushkar, einen heiligen Ort in Indien, erhielt. Das kann Buchillustration sein oder zum Beispiel der Bereich „Neue Medien". „Ich bin diesen Weg gegangen, kam über das Bild zum Inhalt und stelle ihn in einem Film dar." Viele Kommilitonen hätten eine Vorliebe für digitale Kunstwelten, ihn selbst interessiere aber die realistische Welt mehr.

Drei Monate hat er bei einer indischen Brahmanenfamilie gelebt, es entwickelte sich ein enger Kontakt zu Menschen, „die ein Tourist normalerweise nicht trifft". Und über Schmidts Bildschirm glimmt wehmütig ein Räucherstäbchen. Auch die Gestaltung von Weinflaschen-Etiketten fällt in den Aufgabenbereich der diplomierten Designer.

Joachim Holz ließ sich für seine Arbeit von der Literatur inspirieren. Mit Filmabschabetechnik und Serigraphie hat er Texte zum Thema „Warten" von Arthur Schnitzler, Oscar Wilde oder auch Wilhelm Genazino sehr ausdrucksstark illustriert. Holz stellte seine Kunst bereits auf der Frankfurter Buchmesse vor, mußte aber feststellen, daß Aufträge rar sind.

Illustrationen ganz anderer Art stammen von Christoph Höner. Sehr detailliert zeichnete er „Schillernde Natursegler" für ein Buch über Schmetterlinge, entwickelte zudem das Erscheinungsbild für den Garten der lebenden Schmetterlinge, Sayn. Andere Beiträge beziehen Computer und Internet ein oder stellen gar ein komplettes „Buch der Sinne" (Katja von Ruville) vor. Beim Blättern riecht man getrocknete Orangenscheiben, fühlt Filz oder Fell, manche Texte sind in Brailleschrift übersetzt. Entwürfe für Weinetiketten, Wegweiser der Expo 2000 oder ein Film, der mit Knetanimation witzig vor Alkohol am Steuer warnt, runden das Bild einer Ausstellung ab, die noch zusätzliche Überraschungen zu bieten hat. Die Ausstellung im Frankfurter Hof ist bis zum 24. Oktober, täglich 11 bis 18 Uhr, zu sehen.

 

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Rheinzeitung, 14. 06. 1994

Blütenbilder in ehemaliger Praxis

Kunst sucht sich in der Kaiserstraße 29 erneut artfremde Räume

VON KLAUS SCHADER

 

MAINZ. Wie eine Arztpraxis kurzzeitig zur „Art"- Praxis werden kann, demonstriert eine Ausstellung, die unter dem Titel „Von der Behandlung zur Bewandlung" im ersten Stock des Hauses Kaiserstraße 29 zu sehen ist. Büros und Schalterhallen, selbst Wohnungen dienen mehr und mehr als Ausstellungsflächen-Zeugnis auch dafür, daß öffentliche Schauräume Mangelware sind. Wie kam es zu dieser neuerlichen Nutzungsänderung auf Zeit? Das Kunst-Konzept entsprang der Tatsache, daß die Gemeinschaftspraxis, die dort ihr Domizil hatte, sich in neuen Räumen etablierte. Die ehemalige Praxis aber hat noch keine neuen Mieter. Dies bewog die Ärztin Elvira Antonini-Rumpf, seit langem in ihrer Freizeit auch als Malerin tätig, zusammen mit dem Designer und Maler Joachim Holz das Ausstellungsprojekt ins Leben zu rufen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: mit einer ganzen Reihe von Gemälden und Objekten zeigen die Malerin und der Designer einen Querschnitt ihres Schaffens, der einen nachhaltigen Eindruck hinterläßt. Das malerische Werk von Elvira Antonini-Rumpf wird fast ausschließlich durch die großformatige Darstellung von Blüten geprägt. In den gezeigten Bildern handelte es sich um Mohn- und Lilienblüten, die durch die extreme Nahsicht eine ganz eigene Perspektive vermittelten. Fließend abgestufte Hintergründe stellen die Motive in eine ungewisse Weite und lassen breiten Raum für die Phantasie; hier wird die „Bewandlung" von naturalistischen Motiven augenfällig. Trotz der Qualität dieser Gemälde zeigt sich in den Werken von Joachim Holz, der durch seinen Beruf als Graphik-Designer professionell mit der Materie befaßt ist, eln ganz anderer Grad künstlerischen Wollens. Die zum großen Teil nichtgegenständlichen Kompositionen leben aus dem Kontrast von Farbe und Struktur: durch Applikation von Transparentpapieren, Styropor und anderen Materialien wächst die Form gleichsam aus dem Bild heraus. Aber auch stilisierte Figuren sind zu finden, die in magisch anmutende Farbräume gestellt werden und immer neue Anforderungen an das Sehen stellen. Eine ähnliche Form der Kontrast- und Paradoxiebildung lebt auch in den gezeigten Objekten von Holz. Zusätzliche Farbe gewann die Ausstellungseröffnung durch den Saxophonisten Kevin Poplett, der ursprünglich im Duo mit einem Gitarristen auftreten sollte, den musikalischen Rahmen aber kurzfristig doch allein bestreiten mußte. Poplett machte aus der Not eine Tugend: statt eingespielte Musikstücke zu bieten, ließ er sich von den Bildern zu spontanen Improvisationen inspirieren. Diese direkte Interaktion zwischen Bild und Musik schuf eine Stufe der Intensität, die weitere Aspekte der Kunst enthüllte.

 

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08. 05. 1993, Feuilleton Allgemeine Zeitung Mainz

Der Spötter wird neidisch

Wilhelm Genazino zu Gast im Mainzer LiteraturBüro

 

hoe. – „Gustl in Bad Kissingen 1941" und "Die unvergeßliche Maibowle bei Schmitz"'. Ein Familienalbum. Nun ist es in einer Mülltonne gelandet Es wird herausgefischt. Der Finder weidet sich an der typisch deutschen Spießigkeit und legt es zum Spaß auf eine Parkbank, um die Reaktion der Passanten zu testen. Als ein Mädchen das Album mit ihren Augen verschlingt, schließlich aufsteht und geht – mit der neuen Errungenschaft unter dem Arm –, da wird der Spötter plötzlich neidisch: „Es ist unglaublich. Sie trägt mein Fotoalbum davon!“ Eine kleine Szene aus Wilhelm Genazinos Roman „Der Fleck, die Jacke, die Zimmer, der Schmerz“. Der Frankfurter Autor ist zu Gast im Mainzer Literaturbüro. Musikalisch wird der Abend von dem Jazzpianisten Alexander Perkin umrahmt, und Joachim Holz ließ sich von Genazinos neuestem Werk "Leise singende Frauen" zu einer Rejhe von Fotografien und Bildern unter dem Thema ,,Annäherung und Entfernung“ inspirieren. Zurück zum Text und damit zu Genazino, der 1990 den Bremer Literaturpreis erhielt. Seine Impressionen und kleinen Geschichten sind in der Großstadt angesiedelt. Quasi Metropol-Poesie.

Da fasziniert ein in rührend falschem Deutsch gekrakelter „Bettelzettel“ eines Ausländerkindes, da möchte ein Cafebesucher die feinen Satinschühchen einer Japanerin unbedingt vor dem Gewitter schützen, oder da klaubt einer Pausenbrote und von Müttern liebevoll ausgesuchte Bananen aus Abfallbehältem, um durch „Umverteilung" einem Obdachlosen auf der Frankfurter Zeil einen Freudentag zu bereiten: „Gleich im ersten Abfallkorb findet er das prächtige Doppelbrotpäckchen!“ Unbehaglich genau beobachtet Wilhelm Genazino, und gerade hier liegt seine Stärke. Das Konglomerat aus Lesung, Jazz und Ausstellung entstand in Zusammenarbeit mit dem LiteraturBüro und der Fachhochschule 1 Mainz.

 

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Kopf Gehirn Geist, Ausstellungskatalog 1993

JOACHIM HOLZ

 

Das Werk dieses Künstlers ist sein „Bindeglied zwischen Ratio und Transzendenz, zwischen biologischer Funktion und der Lächerlichkeit menschlichen Agierens auf der Bühne des Lebens. Er versucht, diesen „Turm zu sprengen“, aus dem wir, Gefangene der Evolution", nicht entkommen können. Seine Arbeit ist ein Beitrag, die „begrenzte Sichtweise der Wissenschaft“ aufzubrechen , die sich „ in Details verbeißt" und nicht, nicht mehr, „nur fühlen kann oder staunen .. ... "

 

The work of J . Holz speaks to the connection between „ratio and transcendence", between biological functions and the absurdity of human actions on the „stage of life". We are „prisoners of evolution" and his goal is to blow up this tower from which we cannot escape. His work contributes to the breakdown of the narrow scientific viewpoint, which sticks obstinately to details, and is not capable any more, just to feel or to be astonished.

 

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Rheinzeitung, 09. 04. 1992

Drei Wege führen ins KUZ (1992)

Vielfalt der Stile: „Trivium" präsentiert Bilder, Objekte, Installationen

Von unserer Mitarbeiterin ULRIKE TILL

 

MAINZ. Trivium, das heißt „drei Wege, die sich treffen". Und steht für ,,drei Formen des Ausdrucks, drei in Mainz arbeitende Künstler“. Im KUZ ist derzeit eine Ausstellung von „ Trivium" zu besichtigen. ,,Trivium“, das sind die drei Studenten Joachim Holz, Manfred Lindner und Michael Jonas. Das Trio präsentiert seine Arbeiten zwar gemeinsam, will sich aber auf keine gemeinsame Aussage festlegen. Verwirrend die Vielfalt der gezeigten Stilrichtungen und Techniken: Von Ölgemälden über Siebdruck und Materialcollagen bis hin zu Objekten und Installationen reicht die Bandbreite von „Trivium“. Bemerkenswert sind aber nicht nur die krassen Unterschiede zwischen den Werken der drei Künstler, sondern auch die Brüche innerhalb der Arbeiten jedes einzelnen. So balanciert Joachim Holz mit Bildern wie „Nirwana" oder dem idyllischen Landschaftsgemälde „Lake Trout" hart am Rande des Kitsches, andere Arbeiten zeugen von Witz und Ironie. Hintergründig sind vor allem seine Materialcollagen, zum Beispiel „Deutsches Lachen“: Ein Buch, auf dem in altdeutschen Lettern der Titel des Kunstwerks steht, eine Säge und ein Schloß - seinen Humor hält der Deutsche hinter Schloß und Riegel, bricht sein Lachen aber dennoch hervor, dann ist es von schneidender Schärfe, so kann man assoziieren. Ein surrealistischer Einschlag ist in vielen seiner Bilder spürbar, bei dem vielsagend „Zahnschmerzen" titulierten Werk, das ineinander verhakte Riesenzähne zeigt, ebenso wie beim Sonnenaufgang in Stahlblau.  In völligem Kontrast zu den Farborgien und Formspielen dieser Gemälde stehen nüchtern-kühle Objekte wie die treppenähnliche Metallkonstruktion „Landschaft II“ oder das eingegipste Bücherregal voller Büchermumien.

Auf ganz andere Weise experimentierfreudig sind die Arbeiten von Michael Jonas. Sein Markenzeichen ist ein an Keith Haring erinnerndes Graffitimännchen, mit dem

er die verschiedensten Papiere bedruckt, etwa ein Porträt von Gorbatschow oder das Emblem der Bildzeitung. Unübersehbar ist Jonas'· Vorliebe für Gelb und Rot sowie für seinen Lieblingsbuchstaben Y - der stehe für das männliche Chromosom und sei außerdem so wunderbar vieldeutig, erklärt der Kunststudent. „Verspielt" ist das Attriput, das seine Arbeiten wohl am treffendsten charakterisiert. Den Gegenpol zu Jonas’ witzigbunten Bildern und Objekten bilden die düsteren Gemälde von Manfred Lindner. Es sind beklemmende Variationen über Angst und Einsamkeit: Winzig kleine Menschen unter hochaufragenden Zypressen und Porträts von Hoffnungslosen, Niedergedrückten, die verzweifelt um Hilfe zu schreien scheinen. Hilfe aber gibt es nicht, die Brücke von Mensch zu Mensch führt bei Lindner ins Leere. Seine neuesten Arbeiten erinnern an Munch, sie sind farbiger als die teils surrealistischen älteren Bilder, kreisen aber auch um Entfremdung und Verlorensein. Die Ausstellung des vielversprechenden Künstlertrios und eine akustische Installation von Lukas Ernst sind noch bis Donnerstag, 23. April, täglich von 16 Uhr bis 19 Uhr im KUZ zugänglich.

 

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Allgemeine Zeitung Mainz, 15. 04. 1992

Gruppe „Trivium'' im Kulturzentrum

 

Gruppe „Trivium“ im Kulturzentrum

fu. - Es ist der Betrachter, der sich ein Bild des Bildes schafft und so an der Entstehung von Kunst beteiligt ist. Gelegenheit dazu bietet die Ausstellung der Künstlergruppe „Trivium", die sich vor einem halben Jahr zusammengefunden hat. Drei junge Mainzer Künstler, die in unterschiedlichen Stilen arbeiten, stellen in der Kulturzentrumsreihe „Kunst im KUZ" ihre Bilder und Objekte aus. Die Bezüge auf Arbeiten der klassischen Moderne werden ebenso deutlich Wie das Ringen um eigehen Ausdruck und Stil. Angst, Grauen und Einsamkeit, die Themen von Künstlern wie Munch und de Chirico, werden in den expressionistischen Acrylbildern Manfted Lindners aufgegriffen. Weite, leere Flächen sind Sinnbilder der Verlassenheit, züngelnde Zypressen erinnern arn die Landschaften van Goghs. Joachim Holz macht das Buch zum Mittelpunkt seiner Bilder und Objekte. Seine Bücher geraten in Bewegung durch die aufgeklappten, Seiten, die von der Zugluft umgeblättert werden, oder mutieren zum freischwebenden Objekt, das in einer Ecke des Raumes befestigt ist. Eine Halbsäule aus geöffneten Büchern witd zum Raumelement, und das vielzitierte Marxsche „Kapital“ endet als Pappmache-Objekt an der Wand.

Michael Jonas, der Dritte im „Trivium"-Bund, vermittelt Kritik am Umgang mit Drogen und Medikamenten. Riesig aufgeblähte bunte Pillen fliegen frei im Raum in loser Verbindung mit einem Atommodell und einer Erdlandschaft in einer Glaskapsel. Themen und Techniken von Jonas erinnern an die Pop-art der sechziger und siebziger Jahre. Zitiert werden außerdem Arbeiten des Graffiti-Künstlers Keith Haring. Die minimalistischen Klangkompositionen von Lukas Ernst gaben der Ausstellung einen stimmigen akustischen Hintergrund. Den Besuchern bleibt viel Raum für Interpretation – den Künstlern Zeit für ihre weitere Entwicklung.

Ausstellung bis 23. April, geöffnet täglich 16 bis 19 Uhr.